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Hauptmanns-Patent für Christian Gustav Cella, 1870

        Hauptmanns-Patent für Christian Gustav Cella
 

Gustav Cella (geb. 12. 1. 1801, gest. 22. 3. 1891)

Gustav Cella war das dritte Kind aus der Ehe von Johann Jakob mit Johannette Sophie von Hert. Bereits im Alter von 12 Jahren kam er an die Offiziersschule nach München, das sog. Kadettencorps[1]. Nur eine Minderheit der Offiziere in Bayern verfügte über diese solide Ausbildung mit einer umfassenden (militärisch ausgerichteten) Allgemeinbildung.

Sein Werdegang bei der
Bayerischen Armee kann u.a. anhand des "Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern" oder des "Regierungs- und Intelligenz-Blattes für das Königreich Baiern" nachverfolgt werden. Das Militär spielte im 19. Jh. eine ungleich stärkere Rolle im Königreich Bayern, als man sich das heute vorstellen kann[2]. Auch dessen Vertreter, vor allem wenn es sich um die oberen Ränge handelt, waren deshalb immer wieder im Fokus der Regierungsblätter, aber auch der Zeitungen für ein Massenpublikum. So finden sich heute in den digitalisierten Ausgaben der alten Zeitungen Dutzende von Einträgen über den Generalmajor Cella. Seine Söhne Christian Gustav und Adolf waren ebenfalls bei der Armee.
Gustav Cella war mit 24 Jahren als
Unterleutnant beim Infanterieregiment in Würzburg, nach dessen Verlegung später in Landau. Als Oberstleutnant war er auch beim 10. Infanterieregiment in Ingolstadt. Auf wiederholtes Ansuchen des damaligen Kriegsministers v. Manz ließ er sich dazu bewegen, als Referent der Infanterie ins Kriegsministerium einzutreten (ab 31.3.1855), er war zeitweise sogar im Gespräch als Kriegsminister! Nach Aussagen seines Sohnes Adolf war er aber "glücklich" 1859 wieder in den Truppendienst einzutreten und zwar als Oberst und Kommandant des 13. Infanterieregiments in Bayreuth. Vor seiner Pensionierung befehligte er die 8. Infanteriebrigade in Speyer als Generalmajor. Sowohl Bayreuth als auch Speyer gehörten zum "General-Commando Würzburg".

Welche Rolle Cella bei der Schlacht gegen die Preußen in Roßdorf/Rhön im Juli 1866 gespielt hat,
lässt sich u.a. im
Münchener Boten nachlesen. Siehe auch: Das Gefecht am Nebelberg und Augenzeugenberichte dazu.
Sein Sohn Christian Gustav war ihn im Deutschen Krieg unterstellt als "Ordonnanz-Offizier". Vgl. dazu
diese Aufstellung.

Nachdem er bei der Beförderung zum Generalleutnant übergangen wurde, suchte er 1869 um seine Pension nach, die ihm auch gewährt wurde.  Während er höchste Auszeichnungen für seine Verdienste im Krieg gegen Preußen im Jahr 1866 erhielt, blieb ihm so die Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erspart.

Gustav Cella, der nach Angaben seines Sohnes sowohl die englische, als auch die französische und spanische Sprache beherrschte, beschäftigte sich viel mit Philosophie, Literatur und Kunst. Er war bis zu seinem Tod Mitglied im Pfälzischen Kunstverein. In seinen letzten Jahren wohnte er in München
(Amalienstr. 72, 1. Stock). Er starb dort im Alter von 90 Jahren.

[1]  Siehe auch die Website des Schulmuseums Lohr am Main über das Kadettencorps und die Auswahl der "Zöglinge" zu Gustavs Zeiten.
[2]  So "war die königlich-bayerische Armee bis zu ihrer Auflösung im Jahr 1919 die wichtigste staatliche Einrichtung des Landes und

beanspruchte bereits im Frieden den größten Einzelposten des Staatshaushalts. Die größte Baustelle im Bayern des 19. Jahrhunderts waren eben nicht die Schlösser König Ludwigs II., sondern es war die Festung Ingolstadt. In keiner anderen Einrichtung erfuhren die Bayern ihren Staat so intensiv wie in der Armee, die damit auch zum wichtigsten Integrationsfaktor des neuen Staates wurde." (Dieter Storz: Die bayerische Armee 1866)

 

Gustav Cella, Generalmajor der Bayerischen Armee

Bildnis des Generals Cella, 1886,
gemalt von seinem Enkel Leo Samberger

 

 

 

Hier einige Zeitungsfunde:

    Kriegsminister Cella?

Die Versetzung des Generalmajors
Gustav Cella in den Ruhestand
war der Pfälzer Zeitung am 8. 6. 1869
eine
Meldung auf der Titelseite wert.

Todesanzeige für seine Frau
und
Zeitungsmeldungen zu seinem
90. Geburtstag
und seiner Beerdigung

Gustav Cella heiratete am 12. Juni 1830 die Witwe Katharina Hanauer (geb. Schuster) aus Bamberg. Mit ihr hatte er sechs Kinder:
Anna, Christian Gustav,
Sophie, Fanny, Adolf und Josephine.
10 Jahre nach dem Tod von Katharina im Jahr 1865 hat er wieder geheiratet. So führt der Münchner Anzeiger vom 25.12.1875 in Zusammenhang mit Neujahrswünschen auch Gustav Cella, Generalleutnant a.D., mit Frau, auf. Es war die Privatiers-Witwe Anna Amalia Gampenrieder, geb. Meunier. Diese 2. Heirat fand im November 1875 statt.

 

 Trennlinie

 

Sein Sohn Christian Gustav Cella [1] (geb. 28.04.1832 in Landau) musste wegen der ständig wechselnden Standorte seines Vaters oft die Schule wechseln. Er wird im Jahresbericht verschiedener Lateinschulen aufgeführt. So z.B. in Regensburg, SchweinfurtWürzburg.  Im Frühjahr/Sommer 1851 machte er in Schweinfurt sein "Absolutorium" (Abitur).

 In München studierte er ab  Herbst 1851 u.a. Jura und erhielt ein Stipendium der Prinz-Karl-Stiftung. Das Studium der Jurisprudenz hat er abgeschlossen. Später war auch er beim Militär.
In der Garnison München, beim Infanterie-Leibregiment, wird er 1859 zum Unteroffizier befördert und nahm sowohl am Krieg 1866 als auch 1870/71 teil. Als "Premierleutnant" war er im Krieg gegen die Preußen 1866 bei Gefechten in Roßdorf, Uettingen und um die Feste Marienberg (Würzburg) beteiligt. 1870 wird er zum "Hauptmann 2. Klasse" befördert. Im deutsch/französischen Krieg ist seine Teilnahme an der Belagerung der Zitadelle von Bitsch vom 16. September 1870 bis 25. Januar 1871 nachgewiesen. Danach war er beim 8. Infanterieregiment in Metz stationiert. Dort wurde 1872 auch sein erster Sohn Josef Gustav geboren. Zuletzt diente er als Hauptmann und Kompagniechef im 3. Jägerbataillon Eichstätt. Er schied am
15.01.1875 aus der Bayerischen Armee aus. Zu der Zeit lebte die Familie in München und Christian Gustav plagte bereits eine Taubheit, die die Verständigung mit ihm immer schwerer machte. 1880 zog die Familie nach Speyer. Christian Gustav, der nach Aufzeichnungen seiner Tochter eifrig Klavier spielte, lebte in Speyer zurückgezogen, war aber bis zu seinem Tod (
02.11.1917) am Zeitgeschehen interessiert. Er ist auf dem neuen Friedhof in Speyer begraben.

[1]

Lt. Geburtsurkunde Christian Gustav Cella. Innerhalb der Familie wurde er aber nur mit Gustav angesprochen bzw. angeschrieben. Auch beim Militär verwendete er den ersten Vornamen nicht, was die Recherche über seine Laufbahn schwierig machte. Hier aber zur besseren Unterscheidung von seinem Vater werden beide Vornamen verwendet.

 

Christian_Gustav_Cella

Christian Gustav heiratete am 23. September 1871 Anna Elisabeth Haid (*17.06.1842; †13.11.1920) und hatte mit ihr drei Kinder: (Wieder einen) Gustav, Frieda und Georg. Nur Georg hatte ein Kind (meine Mutter Renate).

 

Frieda Cella (geb. 27.11.1873, gest. 24.04.1941) soll erwähnt werden, weil sie einiges zur Familiengeschichte beigetragen hat und in den Tagebüchern des Kardinals Michael Faulhaber vermerkt ist. Faulhaber war zu dieser Zeit Bischof in Speyer. Frieda lebte in Speyer und ist auch dort begraben, sie war katholisch, ebenso wie ihre Geschwister und ihre Eltern. Wie die Verbindung zum Bistum zustande kam, kann nicht abschließend geklärt werden. Bekannt ist lediglich, dass ihr Bruder Josef Gustav als Priester im Jesuitenorden gewirkt hat. Bei Faulhaber war Frieda Cella mehrmals zu Besuch und beklagte sich über ihren Vater: "Sie will auf und davon ...". Vgl. auch die anderen fünf Einträge.

Interessantes Detail in der Familiengeschichte: Während Sophie von Hert ihren Sohn Gustav vor der Religion seiner Frau (= katholisch) warnt --
siehe Brief vom 31. Januar 1830 -- sucht ihre Urenkelin Frieda offensichtlich die Nähe zu dieser Religion. Friedas Bruder Georg heiratet wiederum eine Protestantin und aus dieser Ehe geht ein Kind hervor, das später evangelische Theologie studiert (meine Mutter Renate). Sophie von Hert hätte es gefallen ...

Frieda Cella